Steinbacherhof

Raum für Bewegung und Begegnung – mit Mensch und Pferd

Unsere ruhige Heldin / Uti & Peter

Am Steinbacherhof geht es ganz anders zu als in einer normalen Familie. Kommt das vom Nudelessen oder vom Pferdegeruch?

Hunde beißen nicht, Katzen kratzten nicht. Wunderbar. Es wird viel gelacht. Der Briefträger beklagt sich, dass die Hunde so laut kläffen. Doris sagt, das sei doch fein, dass sie kläffen, wenn Fremde vorbeigehen. Sie könne ja nicht alles selber machen. Doris macht aber alles. Vom Wäsche waschen bis zur Hausreinigung. Vom Kochen bis zum Abwaschen. Vom Garten umgraben bis zur Zucchiniernte. Vom Stallbau bis zum Füttern. Traktor fahren und alte Stiefel bepflanzen. Fliesen legen, kein Problem. Ausmisten und Co putzen, für nichts ist sie sich zu fein, sondern tut und kann, was notwendig ist. Am Computer ist sie Meisterin. Malen und Gitarre spielen gehört auch dazu. Sie braucht dringend Helfer und Helferinnen, aber wenn niemand da ist, packt sie’s auch. Trotzdem. Trotzdem ist ihr Leitwort. Vielleicht manchmal mit Tränen, aber niemand sieht sie. Aufgeben gilt nicht. So hat auch ihre Großmutter gesprochen, die Doris nie gekannt hat. “Kopf hoch und durchhalten, wenn es auch schwer ist. Du schaffst es”. Doris hat es sich selbst beigebracht, von Kind auf.

Eines Tages, Doris war schon längst ein Niederleiser Irene-Schaffgotsch-Pferdemensch, bekam sie ein Pferd geschenkt. Ein eigenes Pferd! Cindy war gleich ihre neue, große Liebe. Trotz Schule, Matura, Jahre der Ausbildung als Sozialpädagogin, Nachtdienste ohne Ende bei der Caritas, Erzieherin in der integrativen Hans Radl-Schule, Circus-Reisen mit ihren Schulkindern, fand sie Zeit für Cindy, fuhr von Wien fast täglich am Abend zu ihr, versorgte und pflegte sie zuerst in Niederleis, dann in Gnadendorf, Ladendorf, Naglern, bis sie vor jetzt zwanzig Jahren heimkam und ihren Eltern gestand, dass sie in Steinbach einen kleinen eigenen Hof gekauft habe, wo sie ein kleines Integrativ-Zentrum für Kinder mit und ohne besonderen Ansprüchen entwickeln will, damit sie einmal ihr Leben selbst meistern können, obwohl sie es von Haus aus schwer, teilweise sehr, sehr schwer haben. Ein Zentrum für Heilen und Entwickeln durch Motopädagogik am Pferd, Voltigieren, Feldenkrais und Reiten, für Konzentration durch Liebe und Begeisterung zum und mit dem Tier, für Ablenkung und Umlenkung der Gedanken Jugendlicher – und Erwachsener – zu eigenen neuen Zielen mit therapeutischer Hilfestellung.

Die ersten Aufbaujahre, die schwersten, sind vorbei. Ein Zu- und Ausbau, Stallbauten. Cindy bekam Gesellschaft von einem Lama und von Ziegen, Katzen, Hunden, Hühnern, Kaninchen, Meerschweinchen und wunderbaren großen und kleinen Pferden, die nun alle im Zoo Steinbacherhof helfen, Kinder glücklich zu machen.

Gottseidank hat Doris liebe freunde. Irene Schaffgotsch hat sich besonders viel um Doris und die vielen Kinder gekümmert, fast in Mutter-Ersatz-Rolle. Danke, Irene. Sie hat immer wieder Essen aus Niederleis gebracht, damit Doris nicht auch noch kochen muss. Doris ist nicht allein. Florian und Thomas und so manche Praktikantin helfen heute mit. Doris hat den Nachbargrund erworben, und jetzt soll eine Therapiehalle gebaut werden, damit keine Therapiestunden und keine Reitstunden wegen des Wetters ausfallen müssen, damit Platz wird für Kutsche und Traktor und Raum für Futter und Werkzeug. Und was macht Doris? Weiter planen, um vielleicht einmal eine Werkstätte für ihre Ehemaligen zu bauen, die sich ein betreutes Miteinander rund um ihren geliebten Steinbacherhof wünschen.

Trotzdem: Es war und ist immer lustig in Steinbach. Es wird gelacht, getanzt, gesungen, gespielt und viel Zeit mit den Tieren verbracht. Und daneben soll auch noch Zeit bleiben, die Familie weiter zusammen zu halten.

Hinter allem aber steckt viel, viel Ernst, verstecken sich Sorgen und Leiden des Alltags, körperliche, emotional-seelische, geistige und soziale Schwerstarbeit. Ich habe niemanden aus Politik und Gewerkschaft über Zumutbarkeit und Bezahlung von Doris’ Sechzehnstundentagen gehört. Für ruhige Held-Innen, wie Doris und viele andere in Sozialberufen, hat die Politik beschämend wenig Zeit. Ruhetage? Die gehören der Nachbearbeitung und Vorbereitung der Arbeit sowie dem Training der Therapietiere. Überstundenzuschläge? Urlaub? Theater? Baden? Schifahren? Fernsehen? Das sind Fremdworte, die sich Doris von Google erklären lassen müsste.

Liebe Doris! Es ist traumhaft, zu sehen, wie sich alle in deiner Umgebung auch gegenseitig annehmen und unterstützen. Dir ist schon sehr viel sehr gut gelungen. Denk daran: Niemals aufhören, Neues zu planen. Es gibt noch sooo viel zu tun. Niemals aufgeben, auch wenn es manchmal schwer ist im Leben. Du schaffst es.

Mutti und ich wünschen dir und dem Steinbacherhof und allen, die ihn und dich lieben wie wir, auch weiterhin alles Gute!

Mutti und Vati (Uti & Peter Waldhäusl)

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