Steinbacherhof

Raum für Bewegung und Begegnung – mit Mensch und Pferd

Mut, Respekt, und Herzenswärme schenken / Alexandra Krismer

Meine erste Begegnung mit Doris fand nach einem Email-Austausch mit der ISSÖ (Internationale Shiatsu Schule Österreich) statt, in dem ich gefragt wurde, ob ich vielleicht eine Fahrgemeinschaft zu unserem gemeinsamen Beginn unserer Pferdeshiatsu-Ausbildung in Gramartstätten eingehen würde.

Ich habe die absolute Krise bekommen, denn wenn ich etwas wahrhaftig nicht ertragen kann, sind das lange (ich spreche hier von drei Stunden) Autofahrten mit wildfremden Menschen. Ein Auto für so viel neue Energie, ist mir zu eng, und ich bin die weltschlechteste Smalltalkerin der Welt. Natürlich wollte ich kein asozialer Mensch sein, kommt ja nicht so gut, vor allem wenn man gerade am Anfang einer Shiatsuausbildung steht. Also habe ich sie gegoogelt, und bin ganz schnell zu ihrem Video gekommen, in dem es um ihre Arbeit am Hof geht. Und da saß ich nun, am frühen Morgen, mit meinem Kaffee und angepisst, und alles um mich herum verschwand, als ich sah, was Doris und ihr Team da machen. Ich war so berührt über dieses Sein, dieses Tun und vor allem über die Art und Weise im Tun, dass ich weinen musste.

Und dann stand sie da, um 6:00 morgens. Wir haben uns begrüßt und aller Stress ist von mir abgefallen, und wir sind abgefahren. Spätestens bei der Autobahneinfahrt, hat Doris auf alles geantwortet, was ich mir gedacht habe, und es war so schön mit diesem Wesen, dieser wunderbaren Frau und Menschin, diese Reise zu tun. Und dieser Zustand, diese Freude darüber, so einem Menschen zu begegnen, in einer Zeit, wo mir persönlich die Menschenliebe immer wieder abhandenkommt, ist bis heute groß.

Ich beobachte sie in unserer Ausbildung, wenn Doris zu den schwierigsten Pferden geht, und diese sich endlich entspannen können, wie sie, einfach nur durch ihr Dasein die Energie unserer 11 Menschengruppe verfeinert. Wie sie von ihren Träumen bezüglich ihrer Arbeit, ihrer Passion, bei einem gemeinsamen Bier nach einem langen, intensiven Kurstag und nach einem langen Spaziergang, mit Feuer, wir nennen das Shen, in ihren Augen erzählt. Wie sie mir, und den anderen wunderbaren Ladies im Kurs zur Seite steht und uns mit klaren Worten aus dem Land der Verzweiflung holt. Und das bringt mich wieder zum Weinen, das für mich schönste Weinen der Welt, denn es kommt direkt aus dem Herzen, und ich bin glücklich darüber, dass es solche Menschen gibt.

Wir suchen immer nach Helden. Nach Menschen, zu denen wir Aufschauen können. Nach Menschen, die weit weg, große Taten vollbringen, von denen wir dann lesen, oder Filme sehen. Und vielleicht, ganz sicher, übersehen wir manchmal die wahren Helden des Lebens. Menschen, die Anderen Mut, Respekt, und Herzenswärme schenken, damit diese heilen dürfen, zumindest sich endlich richtig fühlen können, in dieser Welt. Und darum geht es doch. Um Respekt, Dankbarkeit, Verantwortung und Mut dies zu tun, um Licht in die Dunkelheit all jener zu bringen, die von der Gesellschaft als Außenstehende, Nichtausreichende abgestempelt sind. Jene HeldInnen, die am Rande des Existenzminimums leben, um das zu machen, wovor sich die meisten von uns scheuen. Ist es nicht seltsam, dass es gerade diese Menschen sind, die am meisten kämpfen müssen?

Wissen Sie, warum Pferde so wunderbare Therapietiere sind? Weil sie in der Lage sind, Menschen sich selber spüren zu lassen, ohne Beurteilung, oder Interpretation. Sie spüren sich über das Tier, und begegnen sich auf heilsame Art und Weise. Pferde brauchen viel Platz, viel Aufmerksamkeit, und die tägliche Versorgung braucht viel Zeit und vor allem viel Geld.

Ich wünsche es mir so sehr, Doris und dem wunderbaren Team, den großartigen Menschen, die am Hof eine großartige Zeit verbringen, den Pferden und den Tieren, die solch unfassbar schöne Arbeit tun, vor allem aber auch uns allen Menschen, dass es immer Sponsoren geben wird, Helfer, die all dies möglich machen, und dafür Sorge tragen, dass wir Menschen Menschen sind.

Alexandra Krismer (Schauspielerin)

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